
Immer wieder ist die Rede davon, dass Rückenschmerzen, Nackenbeschwerden und Kopfschmerzen mit den Zähnen in Verbindung stehen sollen.
Das ganze hat sogar einen Namen, denn es handelt sich um eine Krankheit…oder doch nicht?
Lesen Sie im folgenden über die Zusammenhänge zwischen Rücken – Nacken und den Zähnen und erfahren mehr über die geheimnisvolle Krankheit CMD.
CMD bedeutet Cranio – Mandibuläre – Dysfunktion. Cranium ist der Schädel Mandibula ist der Unterkiefer Und Dysfunktion bedeutet Funktionsstörung Der Begriff CMD bedeutet also, dass es um eine Funktionsstörung im Bereich des Kauapparates geht.
Er sagt nichts darüber aus, welche Strukturen beteiligt sind, noch in welchem Maße, noch wie die Therapie genau auszusehen hat. Seit fast 20 Jahren beschäftige ich mich mit der Diagnostik und Therapie der CMD. Das ist ein unfassbar spannendes Gebiet. Ein Gebiet, in dem ein Zahnarzt allein wenig Erfolg hat, ein Physiotherapeut oder Orthopäde aber ebenso nicht.
Die Therapie muss im Netzwerk erfolgen – wenn sie erfolgreich sein soll. Aber ich möchte Ihnen zunächst etwas zu den Symptomen erzählen, die sind nämlich sehr vielfältig. Die Symptome können sein: – Muskelverspannungen der Kau- und Nackenmuskulatur – Zahnschmerzen – Kopfschmerzen – Druck auf den Ohren – Ohrgeräusche/Tinnitus – Schluckbeschwerden – Schwindelanfälle – HWS-,LWS-Beschwerden – Kniebeschwerden – Fußbeschwerden – Magen-, Darmbeschwerden Sie sehen, es handelt sich um eine ganze Reihe verschiedener Beschwerdebilder. Daher sind die Diagnostik und Therapie nicht einfach. Es muss fachübergreifend gearbeitet werden und dies ist nicht immer einfach.
Es kommt hinzu, dass es viele Jahre Erfahrung braucht, um in diesem Thema mitreden zu können und ein RÜCKENSCHMERZEN UND ZÄHNE 2 Netzwerk an verschiedenen Spezialisten zu erarbeiten, um seinen Patienten entsprechend zu helfen. Viele Mediziner beschäftigen sich mit diesem Thema nicht, weil es eben sehr komplex und auf den ersten Blick unüberschaubar ist. Manchmal wird diese Diagnose auch einfach nur gestellt, weil keine andere greifbar ist, so ähnlich wie: „atypischer Gesichtsschmerz“ oder „Fazialisparese“ oder „Burn out“ Sind solche Begriffe erst einmal in die Welt gesetzt, ist es schwer sie wieder abzulegen. Es fehlen oft eindeutige Beweise in die eine oder andere Richtung.
Wie der Begriff Burn out wird auch der Begriff CMD manchmal missbraucht, teilweise habe ich den Eindruck, dass er zum Modebegriff geworden ist. Es handelt sich um eine sehr ernst zu nehmende Erkrankung, die sich in der Regel schleichend über Jahre hinweg entwickelt. Die Patienten, die an einer CMD leiden und zu mir in die Praxis kommen, haben meist mit verschiedenen Muskelverspannungen zu kämpfen, hinzu kommen oft Kopfschmerzen, Tinnitus und Rückenprobleme. Manche leiden aber auch an Schwindelanfällen und trauen sich kaum allein aus der Wohnung. Wieder andere gehen nicht mehr in Gesellschaft essen, weil ihre Kiefer so laut Knacken. Selbstverständlich können Kopfschmerzen, Tinnitus und Rückenbeschwerden auch eine gänzlich andere Ursache haben.
Daher ist eine fundierte Diagnostik sehr wichtig. Die meisten Patienten, die zu mir wegen dieser Problematik kommen, haben viel zu lange gewartet, oft haben sie viele unterschiedliche Ärzte besucht – ohne Erfolg, manche sind dadurch depressiv, andere aggressiv, weil ihnen keiner helfen kann.
Wollen Sie wissen, ob Sie an einer CMD leiden?
Die Symptome habe ich ja schon genannt.
Es folgen einige Tests, die man gut allein durchführen kann:



- Stellen Sie sich gerade vor einen Spiegel und schauen sich Ihre Schultern an: sind diese auf gleicher Höhe? Befindet sich Ihr Kopf genau in der Mitte zwischen den Schultern?
- Nun schauen Sie sich Ihre großen Kaumuskeln, die Kauschließer an. Dazu beissen Sie zu und halten den Kaudruck, dann können Sie diese am besten sehen und tasten. Nun lassen Sie aber den Kiefer locker und tasten den Muskel ab. Bitte, Sie müssen schon etwas Druck aufwenden, wenn Sie den RÜCKENSCHMERZEN UND ZÄHNE 3 Muskel und nicht die Haut abtasten wiollen. Tut das weh? Ist das unangenehm?
- Jetzt schauen Sie sich Ihre Mundöffnung an: machen Sie dazu den Mund langsam auf. Geht der Mund gerade auf oder in einer S-Linie?
- Da Sie den Mund nun schon geöffnet haben, schauen Sie auch hinein: sind an der Zunge seitlich Abdrücke von den Zähnen?
- Knacken die Kiefergelenke beim Öffnen des Mundes?
- Nun schauen Sie sich Ihre Zähne an: Sehen Sie abgebissene Ecken und Kanten?
- Sehen Sie Risse und Sprünge, Abplatzungen?
- Wachen Sie oft mit Kopfschmerzen und einem verspannten Kiefer auf?
- Pressen Sie die Zähne zusammen, wenn Sie am PC arbeiten?
- Haben Sie dauerhafte Nackenverspannungen, gegen die einfache Physiotherapie nicht wirklich hilft?
- Werden Ihre Beschwerden bei Stress stärker?
In Deutschland haben ca. 80% der Menschen eine CMD. Was nicht bedeutet, dass diese das merken und es ihnen bewußt ist. Die CMD wird in drei Stadien gegliedert: I. verdeckte CMD, die nur durch spezielle Diagnoseverfahren entdeckt werden kann und dem Patienten nicht bewußt ist, weil sie keine klinischen Symptome zeigt.
Diese Form ist nicht behandlungsbedürftig. II. CMD mit klinischen Symptomen, aber ohne Schmerzen. Hier ist große Vorsicht bei der bissverändernden Maßnahmen, wie zum Beispiel der Versorgung mit Kronen geboten, aber auch bei allen Maßnahmen, die die Statik verändern, wie zum Beispiel Schuheinlagen. III. Es liegen sowohl klinische Symptome als auch Schmerzen vor. Menschen, die sich in dieser Phase befinden, suchen in der Regel selbst nach Hilfe. Was tue ich nun, wenn jemand mit solchen Symptomen zu mir kommt, um ihm zu helfen? Zunächst einmal muss ich noch einwerfen, das ich selbstverständlich versuche, die CMD bereits in der zweiten Stufe zu behandeln.
Manche Patienten sind da jedoch noch nicht bereit, in ihre Gesundheit zu investieren und haben da noch kein offenes Ohr für das Thema. RÜCKENSCHMERZEN UND ZÄHNE 4 Sind bereits Beschwerden da, wie KG-Knacken, Muskelverspannungen, Kopfschmerzen….muss es dann auch schon wieder schnell gehen. Nach einer ausführlichen Diagnostik und Funktionsanalyse – also Kiefervermessung- diese können Sie übrigens gerne auf meinem YouTube Kanal anschauen- setze ich in der Regel eine Zahnschiene ein und verordne Physiotherapie.
Die aktive Schienentherapie dauert in der Regel 6 Monate. Manchmal geht es sehr viel schneller, manchmal viel langsamer. Während dieser Zeit läuft die Physiotherapie, manchmal sind noch Osteopathie und/oder eine Mitbehandlung durch einen Orthopäden oder HNO-Arzt erforderlich.
Was dann noch erforderlich ist, hängt natürlich von der Ursache der Funtionsstörung ab. Es können sein: Zahnbehandlungen, Heben des Bisses, Angleichen des Bisses, Entfernung von verlagerten Zähnen oder Kieferorthopädie, also das Einsetzen einer Zahnspangen. Die Palette ist sehr breit. Wenn es dich interessiert, dann schau dir auf YouTube mein Video zur Funktionsanalyse an, Wie Sie merken, ist die CMD-Therapie ein weites Feld, welches nicht innerhalb einer Woche bearbeitet werden kann.
Vielleicht fragen Sie sich jetzt:
Was Sie tun können, damit es gar nicht so weit kommt. Folgendes hat sich bewährt:
- Achten Sie auf sich und die Signale Ihres Körpers, achten Sie auf die Zipperlein. Sie sollen nicht panisch wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt laufen – nein gar nicht, denn der kann ja erst helfen, wenn ein größerer Schaden entstanden ist. Er versucht dann, diesen zu reparieren. Das was ich meine ist: Achten Sie auf diese Maschine Körper, pflegen Sie ihn. Er braucht körperliche Bewegung, keine einseitige Bewegung und er braucht Ruhe.
- Wenn Sie auf sich Acht geben, dann merken Sie, wenn Ihre Kiefer angespannt sind. Dies passiert natürlich in Spannungs- und Stresssituationen. Lassen Sie sich in einem solchen Fall eine Beißschiene für die Nacht anfertigen.
- Wenn Sie Zahnersatz brauchen, achten Sie darauf, dass auch eine Funktionsanalyse durchgeführt wird.
- Sie müssen nicht jeden etwas schief stehenden Zahn korrigieren lassen. Jahrelange Zahnspangenbehandlung belastet auch die Kiefergelenke.
- Achten Sie auf Ihren Gemütszustand, Ihre Seele, Ihr Leben. Damit meine ich: Viele Probleme oder vermeintliche Probleme werden in der Nacht zerbissen, im wahrsten Sinne des Wortes, werden diese verarbeitet und verarbeitet, damit wird stark mit den Zähnen gepresst und geknirscht. Seien Sie ehrlich zu sich selbst: Leben Sie das Leben, welches Sie sich wünschen? Wenn nicht, warum RÜCKENSCHMERZEN UND ZÄHNE 5 nicht? Was können Sie ändern? Tun Sie es. Viele sagen: „der Stress ist schuld, das viele Arbeiten“. Hm. Was ist das eigentlich? Wenn ich eine Arbeit tue, die mich ausfüllt, dann will ich dies ständig tun, dann ist es kein Stress für mich.
- Also: Tun Sie das, was Sie tun wollen. Richten Sie sich Ihr Leben genauso ein und dann achten Sie auch noch darauf, dass Freude und Entspannung nicht zu kurz kommen
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen entspannte Nächte und erfüllende Tage!
Ihre Dr. Annette Jasper